Das grundlegende Bedürfnis des Menschen ist es, die eigene Identität zu finden. Einer der wichtigsten Impulse dabei ist die Frage nach der Herkunft. Und je intensiver man sich mit den Vorfahren beschäftigt, desto stärker wird das Zugehörigkeitsgefühl. Es wird einem bewusst, dass man zu einer Familie gehört, die durch bestimmte Merkmale zusammengehalten wird.
Ahnenforschung
ist mehr als das reine Sammeln von Namen und Daten. Es ist heutzutage auch nicht
nur ein Hobby für Rentner. Ahnenforschung ist viel mehr!
Aus reinen Daten werden Menschen, mir ihren Lebensumständen vor einhundert,
zweihundert oder sogar viel mehr Jahren. Berufe und Besitztümer beeinflussten
unsere Vorfahren damals, aber auch äußere Umstände wie Kriege, Hungersnöte und
Krankheiten. Beschäftigt man sich nicht nur mit dem „wann“ sondern auch mit dem
„warum“, lernt man viel mehr über die Geschichte der Region, in der seine
Vorfahren lebten.
"Meine Ahnenforschung begann während eines längeren Auslandsaufenthaltes in Australien. Die Fragen nach meinem Namensursprung und möglichen Verwandten in diesem fernen Land, brachte mich darauf nach meinen Wurzeln zu suchen. Nach meiner Rückkehr ging die Suche dann richtig los. Dank der großartigen Hilfe und Unterstützung meiner Eltern wurden alte Dokumente und Fotos durchstöbert, Daten notiert und der erste Archivbesuch stand an. Anfangs war es sehr schwierig die alte Schrift zu entziffern, ich brauchte Hilfe. Tatkräftige Unterstützung fand ich in einer Forschergruppe in Buxtehude. Spätestens seit diesem Zeitpunkt faszinierte mich das Leben meiner Vorfahren, ihre Lebensumstände, die Umgebung und ihre Geschichten.
Jahre später ist aus dieser Faszination Leidenschaft geworden und diese Leidenschaft zur Ahnenforschung habe ich mittlerweile zu meinem Beruf gemacht. Ich möchte auch anderen helfen, ihre Wurzeln und ihre Vorfahren zu finden.
Denn jede Familie hat ihre eigene
Geschichte!
"
Die
Ahnenforschung kann der Einstieg in die eigene Familiengeschichtsforschung
sein. Man sollte immer ohne vorgefasste Meinung an die Forschung gehen und offen
sein für das, was man erforschen möchte. Eines vorab, man wird immer wieder
Überraschungen erleben.
Oft wird eine Frage beantwortet und ein paar neue tauchen auf! Das kann ich aus
eigener Erfahrung bestätigen.
Neben
den reinen Lebensdaten zählen Fotos zu den wichtigsten „lebendigen“
Erinnerungen. Fotos der Vorfahren, aber auch Fotos und Informationen über die
Häuser, Dörfer und Regionen, in denen sie lebten. Auch ein paar Anekdoten und
Familienlegenden dürfen nicht fehlen – egal ob widerlegbar oder nicht. Über die
Jahre habe ich in meiner eigenen Ahnenforschung viel gelernt und viele Menschen
kennengelernt. Der Austausch ist eine Bereicherung bei der Erforschung der
eigenen Familiengeschichte.
Man erlebt bei der Ahnenforschung manchmal lustige, seltsame, fröhliche, aber
auch sentimentale Momente. Ich möchte diese nicht missen.
Wie startet man mit der Ahnenforschung
Zu Beginn sollten alle vorhandenen Unterlagen gesammelt werden. Hier ein paar Tipps:
· erst einmal alle Informationen aus dem familiären Umfeld sammeln, ein großer Vorteil ist es, wenn Eltern, Großeltern oder sogar Urgroßeltern noch leben,
·
Interviews mit noch
lebenden Familienmitgliedern führen,
alle Daten (Geburtsdatum, Heiratsdatum, Sterbedatum etc.), Geschichten,
Anekdoten notieren, dieses kann später sehr hilfreich sein,
· mit Hilfe von noch lebenden Verwandten Personen auf alten Familienfotos identifizieren, denn solche Informationen bekommt man nach dem Ableben von Zeitzeugen nur noch sehr schwer zusammen,
· Sammeln von Unterlagen wie Familienbücher, Ahnenpässe (Arier-Nachweise), Familienbibeln und alten Briefen etc.
Je mehr Unterlagen im Vorfeld zur Forschungsarbeit zusammengetragen wurden, desto mehr Anhaltspunkte gibt es für ein genealogische Forschung. Alles kann dafür nützlich sein, mehr über die eigene Herkunft zu erfahren.
Danach sollte man sein Forschungsziel festlegen. Dabei stellt sich die Fragen, ob man einen Stammbaum oder eine Ahnentafel erstellen möchte.
In
einer Ahnentafel
werden die Vorfahren einer Person dargestellt. Hier werden
lediglich die Elternpaare ohne Kinder dargestellt. Man spricht hier auch von
einer Darstellung des genetischen Codes. Im Gegenzug dazu verfolgt der Stammbaum
einen anderen Ansatz. Hier steht der sog. Stammvater in der
Darstellung unten und aufgezeigt werden alle Nachkommen dieser Person. Als
Stammvater bezeichnet man den ältesten gesicherten männlichen Vorfahren, der
bei der genealogischen Forschung gesichert gefunden wurde.
Ahnenforschung und Datenschutz
Seit dem 1. Januar 2009 ist das neue Personenstandsgesetz (PStG) in Kraft.
Davor waren alle sogenannten Personenstandsunterlagen ab dem 1. Januar
1876* (bis zu diesem Zeitpunkt fand eine Aufzeichnung ausschließlich in
Kirchenbüchern statt) ausschließlich direkten Nachfahren zugänglich. Diese
Regelung war für die Ahnenforschung oft ein großes Hindernis.
Seit in Kraft treten des neuen Personenstandsgesetzes gelten folgende Fristen
für die Weiterführung der Personenstandsregister bei den Standesämtern: Eheregister
80 Jahre, Geburtenregister 110 Jahre, Sterberegister 30 Jahre.
Vor Ablauf der Fristen ist zunächst wie bisher die Benutzung für Zwecke der Ahnenforschung möglich. Allerdings ist Ahnenforschung nach allgemeiner Rechtsprechung ein berechtigtes Interesse, aber kein rechtliches Interesse. Deshalb ist dieses Recht auf Ehepartner bzw. Lebenspartner, Vorfahren und Abkömmlinge der betreffenden Person beschränkt.
Unabhängig davon, für welches Forschungsziel man sich entschieden hat, eine
Herangehensweise wird kaum unterschieden:
Zu Beginn einer Familienforschung sind standesamtliche Unterlagen und Kirchenbuch-Einträge
eine wesentliche Quelle. Wie schon erwähnt, hatte die Kirche vor dem 1. Januar
1876 ein Monopol zur Führung von Tauf-, Trau- und Totenbüchern. Deshalb ist es
bei einer Ahnenforschung, die über diesen Zeitpunkt hinausgeht, unerlässlich,
die Kirchenbücher nach seinen Vorfahren zu durchsuchen. Bei der Familienforschung
handelt es sich grundsätzlich Archiv-Recherche.
Für einen Genealogen ist es außerdem unerlässlich, sich auch mit der Regionalgeschichte
zu beschäftigen. Nur wenn der Familienforscher weiß, wie z.B. die Hoheitsgebiete
definiert waren oder was in der Zeit, in der ihre Ahnen gelebt haben,
regionalgeschichtlich los war, kann er auch die richtigen Schlüsse für die Ahnenforschung
ziehen. Die Suche nach den Ahnen ist insofern zunächst einmal immer eine Suche
nach den entsprechenden Archivalien.
Familienforschung und
der 30-jährige Krieg (1618-1648)
Die Hälfte aller Familienforschungen lässt sich nicht über den 30-jährigen
Krieg hinaus erforschen. Das hat einen einfachen Grund: dieser Krieg hat nicht nur
die deutsche Landschaft zerstört, er hat auch viele Unterlagen zerstört, die
man somit heute vergeblich in den Archiven sucht. Über das 16. Jahrhundert kommt
man mit der Ahnenforschung nur in äußerst seltenen Fällen. Dieses gelingt
meistens nur, wenn die Ahnen einen verhältnismäßig hohen sozialen Stand hatten.
Denn dann waren Besitz, Eigentum und Familienverhältnisse eher entsprechend
dokumentiert als in den unteren Schichten. Selbst der Hochadel tut sich schwer,
eine genealogisch nachvollziehbare lückenlose Stammreihe über das 15. oder 14.
Jahrhundert hinaus zu dokumentieren.
Am Ende der genealogischen Forschungsarbeit sollte man eine entsprechende Dokumentation
vornehmen. Ein Grundsatz sollte dabei lauten: keine Forschung
ohne Belege. Ob man nun eine Datensammlung in Form eines Buches erstellt oder
eine Familienchronik, das bleibt jedem selbst überlassen. Schön ist es aber
sicherlich für jeden, dass der Leser jederzeit nachvollziehen kann, wie man zu
diesen Forschungsergebnissen kam.
Zusätzlich lassen sich alle gesammelten Informationen auch künstlerisch
darstellen, als Stammbaum oder Ahnentafel in einem Gemälde. Dieses kann dann
gut sichtbar zu Hause präsentiert werden. Bei der Gestaltung gibt es zahlreiche
Möglichkeiten, egal ob klassisch oder modern, ganz nach persönlichen Vorlieben.
Nebenergebnisse der Forschung können auch Erkenntnisse über weitere Familienzweige sein, also vorher unbekannte Verwandte. Mit dieses kann man sich dann, wenn gewollt, weiter vernetzen und austauschen. Gerade in einer Zeit, wo immer mehr Grenzen fallen und der Wert, Wichtigkeit und Einzigartigkeit eines jeden Einzelnen immer unwichtiger und wertloser wird, ist es geradezu unerlässlich zu erfahren und zu wissen, wo die eigenen Wurzeln liegen. Auch aus diesem Grund habe ich mit der Genealogie (Hilfswissenschaft der Familien- und Ahnenforschung) begonnen. Meines Erachtens ist es unabdingbar, dass auch die nächste Generation an der Erforschung der eigenen Ahnen festhalten und diese noch weiter entwickeln sollte.
Dabei können alle nicht-adligen Menschen von den Adligen lernen, ganz egal
welcher sog. Gesellschaftsschicht man angehört. Adelsfamilien verknüpfen sich
miteinander und bilden ein Netzwerk. Dieses stärkt sie wirtschaftlich und
gesellschaftlich und schützt sie besser vor Druck und Angriffen von außen. Aus
dieser Erkenntnis haben auch bürgerliche Familien gelernt und bilden sog.
Familienverbände mit zum Teil weltumspannenden Netzwerken.