Diese Fragen werden in Bezug auf Ahnenforschung sehr oft an professionelle Ahnenforscher gestellt. Für einen Außenstehenden ist es auch oft sehr schwierig zu verstehen. Aber heute versuche ich mal auf dieses Thema näher einzugehen.
Grundsätzlich muss man sich vorstellen, dass ein Ahnenforscher physisch in die Archive geht, und zwar dort wo die Vorfahren ansässig waren.
Das ist aber nur die Kurzbeschreibung, es gibt noch einige andere Punkte, die das ganze beeinflussen.
Die Suche nach dem richtigen Archiv
Dieses ist immer einer der ersten Schritte. In welchen Archiven finden sich Unterlagen/Dokumente der Vorfahren?
Diese können sich in sowohl kirchlichen, als auch weltlichen Archiven finden. Es ist nicht immer gesagt, dass diese Unterlagen auch dort verblieben sind, wo die Familie gelebt hat. Teilweise hat sich im Laufe der Zeit die politische Zuordnung verändert, dann tauchen unterschiedliche Unterlagen zu ein und derselben Familie in unterschiedlichen weltlichen Archiven auf.
Dann wurden Unterlagen immer wieder mal im Laufe der Zeit zentral archiviert, mikroverfilmt oder gerade in jüngerer Zeit digitalisiert oder leider wieder einmal ausgelagert.
Thema Wünsche und Realität
Jedem Ahnenforscher würde es am besten gefallen, wenn alle Unterlagen in einem großen Zentralarchiv zu finden wären. Dort wäre dann alles zu finden und man könnte zu ganz normalen Öffnungszeiten immer Einsicht nehmen. Selbstverständlich wäre die Unterlagen dort in einem guten Zustand. Oh, wäre das schön! Ein Traum, nur leider ist es in der Wirklichkeit nicht so.
Zum größten Teil ist es ganz anders, dann sind die gesuchten Unterlagen in vielen kleinen Archiven verstreut. Das sind dann z. B. Stadt- oder Gemeindearchive, Pfarrgemeinden. Dann kommt man irgendwo in eine kleine Gemeinde aufs Land, die z.B. etwa 1000 Einwohner hat und dort gibt es schon lange keinen Pastor oder Pfarrer mehr. Dann muss man sich durchfragen, wo denn die alten Unterlagen abgeblieben sind. Da kann es schon mal passieren, dass es heißt, diese liegen irgendwo auf dem Dachboden oder im Keller. Und natürlich sind die Sachen auch nicht nach Namen oder Daten sortiert. Das ganze ist manchmal sehr mühsam und sehr zeitintensiv.
Man etwas mehr Glück hat, liegen die Unterlagen in größeren Kirchenarchiven oder Landes- und Staatsarchiven. Und mit sehr viel Glück gibt es vielleicht ein Namensregister.
Wenn Archivforschung zur Flächenforschung wird
Vor allem dann, wenn Vorfahren gewandert bzw. umgezogen sind, wird ganz schnell aus der punktuellen Forschung eine Flächenforschung. Das heißt, Sie müssen einen größeren Radius auch regional durchsuchen um herauszubekommen, wo sind die Personen ursprünglich hergekommen. Und spätestens das ist so eine klassische Toter-Punkt-Situation für viele private Forschungen, da kommt man in der Regel nicht weiter.
Alte Schriften und Sprache
Weitere Unwegsamkeiten sind natürlich auch die alten Handschriften. Recherchieren Sie im katholischen Bereich, so haben Sie auch noch das Latein in den Kirchenbüchern. Die protestantischen Kirchenbücher sind dagegen in Deutsch geschrieben worden. Sie müssen Sütterlin und/oder Kurrentschrift lesen können. Dann hat der eine Pfarrer einigermaßen sauber, der andere weniger sauber geschrieben. Das erschwert solche Arbeiten natürlich ungemein und natürlich auch das detektivische Vorgehen.
Forschung bis ins 16. Jahrhundert
Eine ganz wichtige Frage im Zusammenhang mit einer Familienforschung ist die Frage, wie weit kann man bei einer Familienforschung grundsätzlich zurückkommen? Das ist sehr schwierig pauschal zu beantworten, weil das tatsächlich von der jeweiligen Archiv- und Quellen- und Regionalsituation abhängig ist. Der 30jährige Krieg ist eine Hürde über die wir in den meisten Familien nicht hinwegkommen, weil einfach zu viel zerstört wurde in dieser Zeit. Dann haben wir teilweise schon Forschungen, die gehen bis ins 16. Jahrhundert, aber je weiter wir zurückgehen, desto mehr müssen wir auf kirchliche Unterlagen zurückblicken, und die ersten Kirchenbücher sind so in der Zeit der Nachreformation um 1530 in evangelischen Gegenden geführt worden. Die katholischen haben erst so ab 1565 nach dem Trienter Konzil mit dem Führen von Kirchenbüchern begonnen.
Ältere Forschungen die absolute Ausnahme
Wenn man darüber hinauskommen möchte, zumindest in der beweisbaren Abstammung, dann wird es sehr schwierig. Dann müssen die Vorfahren einen relativ hohen sozialen Stand gehabt haben, um vielleicht noch ins 15. oder 14. Jahrhundert zu kommen, aber das sind absolute Ausnahmen.
Archivforschung braucht Zeit!
Wir müssen beweisbare Abstammungen erstellen und nachweisen, das sind die Eltern von x, das sind die Eltern von y …. das alles sind intensive Arbeiten. Manchmal sind Dokumente oder auch Archive teilweise über Wochen und Monate nicht zugänglich, warum Anfragen länger dauern.
Wir haben oft Kunden kennengelernt, die Jahre oder Jahrzehnte mit Vorarbeiten und Recherchen verbracht haben und dann ganz dankbar waren, dass sie die restlichen Arbeiten in professionelle Hände legen konnten. Das macht so das Besondere unserer Archivarbeit aus.
Das ist etwas grundsätzliches zum Thema und was sind die Unwegsamkeiten. Damit bekommen Sie eine Vorstellung, wie eine Archivforschung von statten geht.